Die Aussicht vom Kleinbahnhof aus

Denkmal endlich geschützt vor unerwünschtem Einfluss

Der AUSBLICK vom Kleinbahnhof aus ist ca. 12 m lang. Sein Ende ist olivgrün und schützt vor dem Lärm vorbeifahrender Züge. Rewe-Kunden und andere arglose Osterholzer und Scharmbecker brauchen sich auch nicht mehr den ganzen Kleinbahnhof anzuschauen, das Dach reicht ja. Geradeaus ist das Finanzamt – gar nicht so übel als Gebäude. Oder das Rumpel auf der anderen Seite. 

Als wir Heinrich Vogelers Kleinbahnhof übernahmen, um ihn von Grund auf zu renovieren, dachten wir an alles Mögliche: offener Treffpunkt, basisdemokratische Selbstbestimmung, alternative Kulturarbeit, Jugendstil, Ortsgeschichte. Wir sahen die Schönheit eines historischen Gebäudes mit Stil. Die Präsenz von Heinrich Vogeler mitten in unserer Zwillingsstadt. Erinnerung an den Moorexpress. 

Menschen, die solche Sachen im Sinn hatten sind lange ausgeschieden, hatten andere Pläne, kümmerten sich um ihre Berufsaussichten, ihre Kinder. Eine neue Generation übernahm das Ruder und steuerte das KuZ auf einen neuen, nicht näher bestimmten Kurs. Sie organisierten das Programm, sie hielten den Laden am Laufen, sie waren da, wenn es erforderlich war. Alle wissen, dass niemand das KuZ besser organisiert als Alex.

Die jungen Leute von OB-Kultur sind auf dem Absprung, habe ich gehört. Macht ja nix. Brauchen wir überhaupt junge Leute? Die haben meist keine Ahnung und davon viel. Kümmern tun sie sich nicht. Kultur haben die irgendwie gemacht, aber was für eine? Aufräumen gehörte jedenfalls nicht dazu. Da kommen Fragen auf: Was haben die uns denn gebracht? 

Dazu sage ich gleich was, aber heute will ich nur für mich sprechen. Wenn Erich Mühsam einen ganzen Tag lang im KuZ vorgestellt wird, bin ich interessiert: der Mann könnte sonst vergessen werden. Die Kurden in Syrien wollen ihr Land selbst gestalten, anstatt möglichst weit weg zu flüchten? Echt jetzt? Filme, Interviews, Gespräche zu dem Thema finde ich hochinteressant. Vor Al Sharaa würde ich ganz sicher flüchten, ob ich syrischer Kurde wäre oder nicht. Ole Nimoen hat was interessantes zu sagen - gut dass er im KuZ aufgetreten ist und erzählt hat, warum er nicht kriegstüchtig sein will. Ich habe ihm zugehört, mit mir noch 100 andere Leute.

Also, ob junge Leute „uns“ etwas bringen, hängt von deinem persönlichen Interesse ab. Mir fehlt etwas, wenn sie nicht da sind. Ich weiß auch so, dass ihr ohne mich bestens zurechtkommt. Gute Reise wünsche ich. Pleased to meet you, hope you guess my name.