Endlich eine Kundgebung in OHZ gegen den Völkermord in Gaza
Vor allen anderen danke ich Sophia, sowie unserem Freund, dessen Familie aus Kurdistan stammt und Eckhard, dass sie diese überfällige Kundgebung organisiert haben. Es hat mich lange geschmerzt, dass wir den Vorgängen in Gaza zusehen, ohne öffentlich Stellung zu nehmen. Ich bin ein Enkel von Soldaten des Ersten Weltkriegs und Sohn eines Ehepaars, das in seiner Kindheit in die Nazizeit hineingewachsen und auf seine Art zum Völkermord beigetragen hat.
Der deutsche Genozid an den Menschen, die zuvor als „jüdisch“ gebrandmarkt worden waren, hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt und belastet. Ich konnte es nicht ertragen, öffentlich nichts zu Palestina sagen zu können, ohne mir den pauschalen Antisemitismus-Vorwurf anhören zu müssen. Meine jüdischen Freunde verstehen, was ich meine, die anderen sind mir nicht so wichtig. Ich danke den Osterholz-Scharmbeckerinnen, aller Nationen und Kulturen, die dort waren und freue mich, dass wir zusammen unsere Gegnerschaft zum Genozid kundgegeben haben.
Ich bin erleichtert über die Kundgebung, auch wenn der Strippenzieher Netanjahu und seine Spießgesellen gerade heute zu einem neuen Feldzug aufgebrochen sind, um ihr schändliches Werk weiterzutreiben.
Als die Kundgebung aufgelöst war und wir zu Fuß und friedfertig zum Marktplatz zogen fiel mir auf, dass Parolen in anderen Sprachen gerufen wurden, die ich nicht verstehe. Das kann ich akzeptieren. Ich war selbst 30 Jahre lang Ausländer und bekenne mich dazu. Ich hörte „falestini arabi“. Das ist nicht mein Kampf, aber ich akzeptiere, dass es vielen Menschen wichtig ist. Hinter mir hörte ich auch Allahu akbar! Ich bezweifle auch die Größe Gottes nicht. Ich bin ein Schüler Spinozas und weiß für mich, dass es keine höhere Kraft gibt als das Leben selbst.
Wenn diese Parole gerufen wird, weiß ich aber auch, dass manche Menschen etwas anderes darunter verstehen als ich selbst. Ich möchte nicht zu einem religiösen Machtanspruch beitragen.
Am Ende der Versammlung auf dem Marktplatz unterhielt ich mich mit einer Gruppe von Kindern, die nicht verstehen konnten, dass ich (als Deutscher) an dieser Kundgebung teilnahm. Ein Mädchen sagte mir, dass ich hier nicht willkommen sei. Meine Teilnahme sei nicht erwünscht. Auch wenn ich Verständnis habe für ihre Beweggründe, beunruhigt mich ihre Aussage und ich glaube, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen. Lasst uns den gemeinsamen Grund und Boden finden, auf dem wir zusammen der Menschlichkeit zum Durchbruch verhelfen, as salaam aleikum.